Mediensucht: Ab wann wird „Online-Sein“ zum Problem?

Das Internet gehört für uns alle zum Alltag ­– aber wann wird das tägliche Chatten, Posten und Spielen zur Sucht? 

 

Was ist Mediensucht?

Von Mediensucht sind Menschen betroffen, die sich übermäßig oft und lange mit Medien beschäftigen und dadurch alltägliche Handlungen nicht mehr bewältigen können (z.B. Einkäufe, Hygiene). Auch soziale Kontakte werden vernachlässigt.

Das Klingeln des Handys zum Beispiel, das den Eingang einer Nachricht anzeigt, oder auch Belohnungen bei Games, lösen Glücksgefühle bei den Betroffenen aus. Das führt zu dem Verlangen, das Handy immer öfter zu benutzen.

Oft gehen mit Mediensucht auch körperliche Probleme einher. Dazu gehören etwa Fettleibigkeit, weil Betroffene oft stundenlang vorm Computer oder Handy sitzen, sich zu wenig bewegen und schlecht ernähren, chronische Rücken- und Kopfschmerzen und Sehschwächen.

Ein schwer zu kontrollierender Zwang

Menschen, die mediensüchtig sind, unterliegen einem Zwang, den sie nur noch schwer kontrollieren können. Sie haben also die Kontrolle über ihre Mediennutzung verloren. Das ist typisch für jede Form von Sucht. Mediensucht gilt als sogenannte Verhaltenssucht. Eine exakte und einheitliche Definition einer Medien- oder Online-Sucht gibt es bisher nicht. 

Denn: Von Mediensucht zu sprechen, ist grundsätzlich schwierig. Die Sucht nach Medien ist noch nicht offiziell als Krankheit anerkannt. Zu starke oder krankhafte Mediennutzung lässt sich nicht allein an der Zeit messen. Wichtig ist vor allem, inwieweit es durch die Mediennutzung zu gesundheitlichen, leistungsbezogenen, sozialen oder emotionalen Problemen kommt.

Instagram, YouTube, WhatsApp & Co können abhängig machen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2018 offiziell Kriterien für eine Computerspielsucht festgeschrieben. Damit wird aber nur ein Teilbereich des breiten Medienspektrums abgedeckt. Hinzu kommen viele weitere Anwendungen wie Messenger (z.B. WhatsApp), Soziale Netzwerke (z.B. Instagram), Videoportale (z.B. YouTube) oder das klassiche Fernsehen. Auch diese Angebote können durchaus süchtig machen – das ist zumindest das Ergebnis einer Forsa-Studie im Auftrag der Krankenkasse DAK.

Aktuelle Studien zu Mediensucht

Laut JIM-Studie 2023 sind 88 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen täglich in ihrer Freizeit im Netz unterwegs. Besonders häufig werden Vidoes im Internet angeschaut (zum Beispiel auf YouTube), Digitale Spiele gespielt, Streaming-Dienste wie Netzflix oder Prime Video genutzt oder Musik gehört.

Mit dem „Jugendmedienschutzindex 2022“ hat die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) aktuelle Studienergebnisse zum Umgang von Kindern, Jugendlichen und Eltern mit Online-Risiken vorgelegt. Darin heißt es:

"(...) dass deutlich mehr Kinder und Jugendliche angeben, mit bestimmten Risiken bereits in Berührung gekommen zu sein, als sie dies Heranwachsenden ihrer eigenen Altersgruppe zutrauen. Zu den meistgenannten selbst erlebten Risiken gehören: zu viel Zeit im Internet verbringen (72 %), mit zu viel Werbung in Berührung kommen (58 %), online mit verstörenden oder beängstigenden Inhalten in Berührung kommen (48 %), im Netz Personen kennenlernen, denen man nicht trauen kann (46 %), von anderen online belästigt werden (45 %) und von anderen online gemobbt zu werden (43 %)."

Welche Gefahren gibt es bei Mediensucht?

Neben den bereits beschriebenen Symptomen von Mediensucht gibt es auch einige Gefahren, die mit einem exzessiven Medienkonsum einhergehen. Menschen, die sehr oft und lange online sind, können auch vermehrt mit Online-Problemen konfrontiert werden. Dazu gehören zum Beispiel:

Wenn Dir problematische Inhalte im Netz begegnen, solltest Du sie melden.

Inhalte Melden

Bist Du von Mediensucht betroffen?

Ein Selbsttest

Unser Check kann Dir zeigen, ob Du vielleicht online-süchtig sein könntest. 
Er ersetzt aber keine professionelle Einschätzung!

  1. Vernachlässigst Du Deine Freund:innen, die Schule oder Dich selbst, um Online-Games zu zocken, Deine Social-Media-Kanäle zu checken, bei WhatsApp zu chatten, oder Videos bei YouTube anzuschauen? 
  2. Denkst Du an Social Media, Games & Co, auch wenn Du Dein Handy gerade nicht nutzt?
  3. Hast Du ein großes Verlangen weiterzuspielen, zu chatten oder zu surfen und kannst dem Drang nicht widerstehen?
  4. Suchst du nach Ausreden, um weiter online sein zu können?
  5. Nutzt Du das Internet als Kanal für Deine Gefühle, zum Beispiel um Stress, Wut oder Traurigkeit zu verdrängen?
  6. Hast Du Entzugserscheinungen, wenn Du mal keinen Zugang zu Deinem Handy, Tablet oder Laptop hast, wie zum Beispiel Schlafstörungen, Gereiztheit und Schweißausbrüche?
  7. Bist du nach Phasen, in denen Du mal nicht am Handy warst, umso länger online?
  8. Gab es in der Schule, bei der Ausbildung oder Zuhause mit Freund:innen, Eltern oder Lehrer:innen öfter Streit, weil Du nicht auf Deine Online-Aktivitäten verzichten kannst?
  9. Hast Du eventuell auch körperliche Probleme wie Fehlhaltungen, Übergewicht, Hand-, Rücken- oder Kopfschmerzen?

Bei diesen Anzeichen wäre es gut, wenn Du Dein Online-Verhalten überdenkst und änderst und dir Hilfe suchst.

Auch die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung bietet einen schnellen Selbsttest zu Computerspiel- und Internetsucht mit detaillierter Rückmeldung an. 

 

Tipps für eine gesunde Mediennutzung

  1. Setze Dir feste Handy-Zeiten und -Regeln, um Deine Online-Nutzung besser unter Kontrolle zu bekommen. Und sprich mit anderen darüber – sie können Dir helfen, auf die Einhaltung Deiner Regeln zu achten. Lege Dein Handy z.B. einfach mal eine zeitlang in ein anderes Zimmer.
  2. Nutze eine Armbanduhr, statt der Handy-Uhr. Auch dadurch reduzierst Du Deine Online-Zeit.
  3. Stelle in den Einstellungen von Apps die Push-Benachrichtigungen aus, damit Du nicht immer von anderem abgelenkt wirst, wenn Du z.B. eine Nachricht bei WhatsApp oder Instagram bekommst.
  4. Kontrolliere Deine Bildschirmzeit mithilfe von Apps. Es gibt bestimmte Apps, mit deren Hilfe Du feststellen kannst, wie lange Du am Handy warst und was Du gemacht hast. Apps, die Du nutzen kannst, sind z.B. "AppDetox", "QualityTime" oder auch "Forest". Unsere Scouts stellen diese Apps in ihrem Video vor und geben weitere Tipps.
  5. Finde heraus, weshalb die Online-Welt in Deinem Leben so wichtig geworden ist und was Du in Deinem realen Leben ändern kannst.
  6. Frage Dich, was Dir offline wichtig ist, und versuche wieder bewusst mehr Zeit dafür einzuplanen. Vielleicht hast Du ja mal ein Hobby gehabt, dem Du wieder (mehr) nachgehen könntest? Oder Du fängst ein neues an, z.B. ein Musikinstrument, Sport, Lesen ...

Hilfe bei Mediensucht

Bist Du von Mediensucht betroffen? Dann hole Dir Hilfe!

Sprich zum Beispiel mit einer Vertrauensperson oder wende Dich an eine professionelle Beratungsstelle, z.B.:

Natürlich kannst Du Dich auch jederzeit mit deiner Frage an unsere JUUUPORT-Scouts wenden! Sie helfen Dir gern. 

Lass Dich beraten!

Du kannst Dir auch eine beispielhafte Beratungsanfrage zu Medienkonsum anschauen. 

 

Rap-Song und Clips zu Mediennutzung

Unsere Scouts haben sich intensiv mit dem Thema Mediennutzung beschäftigt und dazu auch einige Videos produziert.

Kevin hat zum Beispiel einen Rap-Song zum Thema Mediensucht geschrieben. Unten kannst Du Dir das Video "Ich bin (nicht) süchtig!" direkt anschauen.

Darüber hinaus findest Du bei Instagram zwei Highlights mit den Titeln: Handysucht und Leben mit Smartphone.

Und unsere Scouts haben außerdem einen kreativen One-Shot zu dem Thema produziert. 

Schau doch mal rein! 

 

 

Exkurs Pornosucht

Pornos sind nicht automatisch schlecht

Erst einmal sind Pornos nicht sofort etwas Schlimmes. Es ist ganz normal, wenn sich junge Menschen dafür interessieren. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass mehr als 70 % der männlichen Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren täglich bis wöchentlich Pornografie konsumieren, jeder fünfte Junge schaut täglich Pornos (WDR Quarks-Studie 2017/18). Auch Mädchen schauen sich zunehmend pornografische Inhalte an. Wie so oft ist es entscheidend, wie häufig und in welchem Ausmaß Pornos angeschaut werden. Denn zu häufiger Pornokonsum kann die natürliche Sexualität gefährden und Beziehungen zerstören. Für Kinder sind Pornos definitiv noch nicht geeignet!

Pornosucht: Ab wann ist man süchtig? 

Folgende Punkte können Dir zeigen, ob Du eventuell süchtig nach Pornos bist: 

  • Du schaust häufig und regelmäßig Pornos.
  • Sexualität und sexuelle Fantasien spielen eine große Rolle in Deinem Alltag.
  • Dein Pornokonsum hat negative Auswirkungen auf Deine schulischen Leistungen.
  • Du hältst Deinen Pornokonsum geheim, keiner soll davon wissen.
  • Wenn Du einsam oder traurig bist, schaust Du Dir Pornos an, weil sie Dir ein gutes Gefühl geben und Du so vor den schlechten Gefühlen flüchtest.
  • Du kannst nicht damit aufhören, Pornos zu schauen, auch wenn Du es wirklich möchtest und versuchst.

Wenn diese Punkte auf Dich zutreffen, solltest Du aufmerksam werden und Dir gegebenenfalls professionelle Hilfe holen.

 

Erste Hilfe bei Pornosucht

Eine Sucht ist zwar eine Erkrankung, aber es gibt Mittel und Wege, sie zu überwinden:

  1. Informiere Dich! Im Internet gibt es viele Artikel, die sich mit dem Thema Pornosucht beschäftigen. 
  2. Entzug: Ein Entzug ist auch bei Pornosucht entscheidend. Es gibt zum Beispiel spezielle Filtersoftwares oder Apps, die den eigenen Pornokonsum überwachen. Außerdem helfen klare Zeiten, in denen Du das Handy mal ganz zur Seite legst.
  3. Selbsthilfegruppen: Es kann helfen, wenn Du merkst, dass Du nicht allein bist mit Deinem Problem. In Selbsthilfegruppen kann man sich über Porno- oder Sexsucht austauschen und sich gegenseitig unterstützen.
  4. Dir etwas Gutes tun: Suche Dir ein neues Hobby, probiere eine neue Sportart aus. Hier lernst Du neue Leute kennen und findest einen neuen, sinnvollen Inhalt für Deine Freizeit. Aber auch Entspannungsübungen wie Meditation oder Yoga können Dir helfen, zu Dir zu kommen und Dich abzulenken.

 

Information und Beratung bei Pornosucht

Weitere nützliche Informationen zu Pornographie und Pornosucht sowie Beratung gibt es z.B. bei:

 

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