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Buchtipp: „Mein letzter Livestream – und alle schauen zu“

Heute, am 14. Juli, erscheint das Buch „Mein letzter Livestream – und alle schauen zu“ von der US-amerikanischen Autorin Erin Jade Lange. Und darum geht’s: Der dicke Außenseiter Butter will seinen Mobbern eins auswischen. Sein Plan: sich in einem Livestream zu Tode essen. Als Butter diesen Entschluss online ankündigt, erwartet er Entrüstung oder Mitleid. Aber das Gegenteil passiert: Seine Mitschüler:innen und Mobber sind von seinem Plan begeistert …

Die Autorin beantwortet im Interview, warum die Themen Mobbing, Bodyshaming und Sensationsgier nach wie vor hoch aktuell sind und warum die Geschichte um die Hauptfigur Butter so unter die Haut geht.

 

Wie würdest Du das Buch "Mein letzter Livestream" in einem Satz zusammenfassen?

Versucht das nicht zu Hause! Aber im Ernst, ich würde das Buch so zusammenfassen, dass es um einen jungen Menschen, „Butter“, geht, der sich in eine Ecke drängen lässt und nur schwer die Auswege sieht. Doch eigentlich liegen viele Möglichkeiten vor ihm, wenn er nur die Augen aufmachen und sie sehen würde. 

Was würdest Du Butter gerne sagen? 

Ich würde ihm gerne sagen, dass die wichtigste Person, die uns liebt, wir selbst sind. Wenn wir also lernen können, uns selbst zu lieben, dann wird der Rest der Welt folgen. Oder vielleicht öffnet es uns die Augen und wir sehen, dass es bereits viele Menschen gibt, die uns lieben.

Butter ist ein sehr vielschichtiger Charakter. Welches sind die drei Adjektive, die am besten zu ihm passen?

Ich würde sagen: 1. lustig, 2. klug, 3. talentiert.

Wer ist Deine Lieblingsfigur?

Mein Lieblingscharakter ist wahrscheinlich ein Unentschieden zwischen dem Professor und Dr. Bean, weil ich denke, dass das zwei Erwachsene sind, die in Butters Leben einflussreich sind und die wirklich versuchen, ihm zu helfen. Wenn man eine schwierige Zeit hat, ist es manchmal schwer, zu den Eltern zu gehen. Aber ein anderer einflussreicher Erwachsener in Deinem Leben – wie ein Lehrer oder ein Mentor – kann Dir manchmal helfen, Dich selbst auf eine Weise zu sehen, die Du von deinen Eltern oder Erziehungsberechtigten, die sich um Dich kümmern, nicht sehen willst.

Wenn Du einen Tag mit Butter verbringen könntest, was würdest Du mit ihm machen?

Das lässt mich irgendwie an die Szene mit Butter und seinen neuen Freunden denken, und ich würde sagen, dass ich diese Szene gerne mit ihm erleben würde. Nicht alles, was sie tun, ist sicher, und nicht alles, was sie tun, sollten sie auch tun, aber es sah wirklich nach einem lustigen Tag aus, an dem er sich selbst gut fühlte. Also würde ich diesen Tag gerne mit Butter verbringen.

Warum hast Du die Hauptfigur "Butter" genannt? / Wie bist Du auf die Figur Butter gekommen?

Im Buch gibt es eine Szene, in der gezeigt wird, wie Butter zu seinem Namen gekommen ist. Aber eigentlich ist mir der Name zuerst eingefallen, und ich kann nicht sagen, wie er mir eingefallen ist, aber Butter hat einfach etwas an sich ... Sie ist reichhaltig und köstlich, aber sie ist auch fettig. In Maßen kann sie gut für einen sein, aber sie kann auch zu Fettleibigkeit beitragen, worunter Butter leidet. Und dann gefiel mir der Begriff als Name, also habe ich eine Art Geschichte um diesen Namen herum aufgebaut, und natürlich gibt es im Buch einige Geheimnisse um seinen richtigen Namen.

Und wie bin ich auf die Figur gekommen? Zu der Zeit, als ich die Geschichte schrieb, arbeitete ich als Journalistin und berichtete ständig über die Fettleibigkeitsepidemie bei Kindern in Amerika, über Mobbing im Internet und Selbstmord bei Jugendlichen. Und das sind in der Regel schreckliche Geschichten, und als Journalistin lässt man sie einfach im Hinterkopf gären, bis sie nach einem Ausweg suchen. Und für mich kamen sie ganz plötzlich in der Figur von Butter zum Vorschein, und so erwachte er quasi zum Leben.

Butters Geschichte tut sehr weh. Wie hast Du Dich gefühlt, als Du sie aufgeschrieben hast? / Glaubst Du, dass Geschichten weh tun müssen, damit sie im Gedächtnis bleiben? 

Dadurch dass Butters Geschichte schmerzt, wird sie nachvollziehbar, denke ich. Viele Leute wissen, wie sich Schmerz anfühlt, leider ist das ein Teil des Menschseins. Für mich war es so, wie ich mich fühlte, als ich es schrieb: Es war befreiend, weil ich emotional viel von der gleichen Art von Schmerz durchgemacht habe wie Butter. Als ich aufwuchs, wurde ich während einer kurzen Zeit gemobbt. Das war brutal. Und ich glaube, darüber zu schreiben, und zwar durch eine Figur mit ganz anderen Erfahrungen, aber ähnlichen emotionalen Reaktionen, war für mich eine Art Therapie. Ich hatte also das Gefühl, etwas loszulassen, als ich die Geschichte schrieb, was mich von einem Schmerz befreite, an dem ich lange Zeit gehangen hatte.

Aber ich glaube nicht, dass Geschichten weh tun müssen, um unvergesslich oder nachhaltig zu sein. Ich denke, sie müssen Gefühle auslösen. Eine Geschichte kann also Freude, Wut, Schmerz, Mitleid oder einfach nur irgendeine andere Art von Emotion hervorrufen. Wenn sie eine Emotion bei dir auslöst, macht das die Geschichte unvergesslich.     

Butters Geschichte ist nicht neu, aber sie ist (noch) sehr aktuell. Wenn Du "Mein letzter Livestream – und alle schauen zu" noch einmal schreiben würdest, würdest Du es genauso schreiben oder würdest Du einige Details ändern?

Ich liebe diese Frage. Ich habe "Butter" dieses Jahr vor genau 10 Jahren zum ersten Mal veröffentlicht und den ersten Entwurf vor 12 Jahren geschrieben, und es ist bemerkenswert, wie sehr er sich gehalten hat. Das ist eine gute und eine schlechte Sache, es ist bittersüß, weil ich froh bin, dass die Geschichte überdauert hat, aber ich bin auch traurig, weil das bedeutet, dass sie immer noch nachvollziehbar ist. Das zeigt, dass Menschen immer noch von anderen Menschen durch Mobbing oder jegliche Art von Misshandlung verletzt werden. Der Grund dafür ist traurig, aber wenn diese Dinge immer noch in der Welt existieren und mein Buch dazu beitragen kann, dass es jemandem besser geht, dann bin ich froh darüber.

Was die Details angeht, würde ich etwas ändern: Ja, einige Dinge sind nicht perfekt gealtert. Wir sind heute viel schlauer, was Catfishing und dergleichen angeht, und misstrauisch gegenüber Leuten, die wir im Internet treffen, wenn wir keinen Beweis dafür haben, dass sie die sind, die sie vorgeben zu sein. Deshalb würde ich das jetzt vielleicht etwas verfeinern. Aber damals war das Internet – die Dinge, die in der Geschichte passieren – aktueller als heute. Aber ansonsten würde ich heute emotional und thematisch die gleiche Geschichte schreiben.

 

Solltest Du selbst von (Cyber-)Mobbing, Bodyshaming oder anderen Problemen im Netz betroffen sein, kannst Du Dich jederzeit an unsere Scouts wenden. Sie wurden für die Beratung ausgebildet und helfen Dir vertraulich und kostenlos weiter!

In unseren Ratgebern findest Du außerdem viele nützliche Infos und Tipps zu den Themen Cybermobbing und Schönheitsidealen im Netz.

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