Immer auf dem Laufenden!

Mit unseren News informieren wir Dich über aktuelle Online-Gefahren, Aktionen und Veranstaltungen.

Hier kannst Du Dich außerdem für unseren Newsletter anmelden.

 

Hassüberfälle auf Twitch

Hasskommentare sind mittlerweile leider fast überall zu finden, wenn man online unterwegs ist. Doch bei Twitch nimmt Hass im Netz gerade in letzter Zeit ziemlich heftige Formen an – vor allem, was junge Streamer:innen betrifft.

Wir haben mit dem Streamer ChinoWest über das Thema gesprochen. Er beobachtet sogenannte „Hate-Raids“ (deutsch: Hass-Überfälle) bei Twitch schon seit Jahren und möchte jetzt anderen Streamer:innen helfen.

 

Hallo ChinoWest, was ist da gerade auf Twitch los, und was genau sind Hate-Raids?

Twitch ist eine Livestreaming-Plattform, auf der sich Content Creators und alle, die es noch gerne werden möchten, kostenlos anmelden und streamen können. Viele Streamer haben sich hier verwirklicht und es gibt für alle Altersgruppen etwas zu sehen: von Minecraft bis Fortnite, von IRL Streams bis hin zu Just Chatting gibt es hier sämtliche Shows und Formate, bei denen Streamer versuchen, sich selbst zu verwirklichen und eine eigene Community aufzubauen. Wir versuchen also durch unsere ganz eigene Art eine ganz eigene Show auf die Beine zu stellen und erreichen damit eine Vielzahl von Zuschauenden.

Leider bringt diese Art der Unterhaltung auch ihre Schattenseiten mit sich – die sogenannten Hate-Raids. Es gibt zwei Arten von Hate-Raids: Bei der ersten Variante geht es um Follower-Bot-Angriffe. Diese können durch ein paar Tools und die richtigen Sicherheitseinstellungen relativ schnell wieder gelöscht werden. Diese Art von Hate-Raids sind wohl die bekanntesten auf Twitch und werden auch von Twitch selbst als Hate-Raids kommuniziert.
Die zweite Variante, die von Twitch selbst gar nicht angesprochen wird, besteht aus Angriffen von Gruppierungen, die sich auf Telegram, YouTube oder anderen Social-Media-Plattformen organisieren, völlig spontan in Deinen Stream reinspringen und mit einer großen Menge an Leuten hasserfüllte, sexistische und rechtsradikale Äußerungen in Deinen Stream-Chat schreiben. Sie greifen ganz gezielt kleine Streamer an und versuchen diesen mit ihrer hasserfüllten Gruppierung ganz bewusst Schaden zuzufügen. Diese hasserfüllten Gruppierungen gibt es schon seit vielen, vielen Jahren und werden leider immer noch als „Nischenproblem” bezeichnet.

Wie sieht diese zweite Form des Angriffs genau aus, wie gehen die Angreifenden auf Twitch vor?

Diese Gruppierungen sind beinahe jeden Tag unterwegs, besuchen ständig neue Streamer und äußern sich in den Stream-Chats rassistisch, sexistisch und menschenverachtend. Das Verhalten wird meistens schlimmer, wenn der Streamer darauf eingeht, sich eingeschüchtert fühlt, vielleicht sogar in Panik gerät und den Stream beendet. Sollte das der Fall sein, werden die Hate-Raider diesen Streamer vormerken und erneut aufsuchen.
Sehr viele Streamer besitzen auch einen eigenen Discord-Server. Diese Server dienen dazu, Community-Bindung aufzubauen. Auf Discord haben wir also eine fantastische Möglichkeit, mal „Danke” zu sagen, einfach nur den Austausch mit der Community zu suchen oder große Events zu planen.

Auch dies ist eine oft genutzte Angriffsfläche für die Hate-Raider, sie joinen ebenfalls auf diesen Disccord-Server und posten dort Hinrichtungen, Videos von sexuellen Übergriffen oder Naziflaggen. Ist der Streamer also weder auf Twitch noch auf Discord gut geschützt, hat keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen, kann er oder sie dort aus heiterem Himmel angegriffen werden.

Was ist das Ziel der Angreifer:innen?

Das Hauptziel ist nicht nur Hass dazulassen. Das Ziel besteht auch darin, persönlichen Daten zu erfassen. Hast Du also z.B. in einem Deiner Social-Media-Accounts, Deiner Amazon-Wishlist oder irgendwo in den eigenen Twitch-Panels Deinen echten Namen oder Wohnort öffentlich angegeben, kannst Du zum Ziel der Übergriffe werden.
Die Hate-Raider können Dir z.B. über einen Essenslieferdienst eine Vielzahl von Bestellungen nach Hause schicken und Dich damit terrorisieren. Wir haben hierzu eine Menge Erfahrungsberichte in den letzten Jahren erhalten. Bis zu 200 Bestellungen oder mehr wurden für eine Person aufgegeben. Darüber hinaus sind uns einige Fälle bekannt, wo die Polizei oder die Feuerwehr durch das Absetzen eines Notrufs mit einigen Einsatzfahrzeugen bei den Streamern vor der Tür stand. Und damit noch nicht genug, einige Streamer erreichen auch angsteinflößende Drohungen. Wie man sieht, eskaliert das Thema auf Twitch ziemlich und kann ganz schnell das Privatleben negativ beeinflussen.

Wie gehen die jungen Streamer:innen damit um?

Ein paar sind ganz tough, können mit dieser Situation sehr gut umgehen, haben ein gut organisiertes Team und streamen weiter. Viele andere Streamer wiederum sind sehr verunsichert, haben Angst den Stream live zu schalten und gehen gar nicht mehr online. Mit diesen setzen wir uns zusammen, sorgen dafür, dass alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, so dass man sich so gut wie möglich gegen die Hate-Raider verteidigen kann. Wir ermutigen sie weiterzumachen, sorgen dafür, dass alle privaten Daten entfernt werden – in der Hoffnung, dass die Streamer weitermachen können.

Ihr unterstützt also Betroffene. Wie genau helft ihr ihnen?

Mein Team und ich beraten die Betroffenen, bieten Hilfestellungen und schützen ihre Accounts. Wir stärken ihnen den Rücken durch viele Gespräche und fungieren in unserem Radius als Ansprechpartner. Wir befassen uns mit diesem Thema schon seit mehr als drei Jahren und konnten hier ein professionelles Team auf die Beine stellen. Erstmal klären wir gemeinsam mit den Betroffenen, was genau passiert ist, sichern Beweise, ermutigen die Streamer Anzeige zu erstatten. Außerdem installieren wir z.B. einen Panik-Button und andere wichtige Tools, um die Hate-Raider in Zukunft besser abwehren zu können. Wir möchten, dass dieses Thema mehr Menschen erreicht, und erstellen Aufklärungsvideos sowie hilfreiche Beiträge auf unserer Homepage.

Welchen Rat hast Du für junge Twitch-Streamer:innen, was ist das Wichtigste, das sie beachten sollten, um bei Twitch möglichst sicher live gehen zu können?

Ich habe eine ganz klare Message: kümmert Euch um Eure Sicherheit! Twitch bringt von Haus aus schon eine ganze Menge Sicherheitsfunktionen mit. Darüber hinaus kann man Tools wie den angesprochenen Panik-Button für sein Streamdeck installieren. Mit CommanderRoot können Bot-Angriffe im Nachgang gelöscht werden. Außerdem gibt es den Sery-Bot, der ebenfalls sehr sehr gut ist, um Hate-Raids abzuwehren.
Achtet auch darauf, welche persönlichen Informationen Ihr in Euren Accounts teilt. Weniger ist mehr. Vertraut im Chat nicht jedem. Viele Hate-Raider nisten sich gerne bei Streamern ein, um den Moderator-Status zu bekommen, gehören aber eigentlich zu der Hate-Raid-Fraktion. Solltet ihr Fragen rund um das Thema Sicherheit auf Twitch haben, stehen mein Team und ich Euch jederzeit gerne zur Verfügung. Und wir sind sehr stolz und happy, das JUUUPORT als starken Partner an unserer Seite zu wissen.

Vielen Dank für das Interview!

 

Wir von JUUUPORT finden es super, dass ChinoWest mit seinem Team jungen Streamenden hilft. Solltet Ihr auf Twitch ähnliches erleben oder mitbekommen, könnt Ihr jederzeit unser kostenloses undvertrauliches
Hilfsangebot nutzen. Wir sind für Euch da! 

 In unserem Ratgeber zu Hass im Netz findet Ihr außerdem viele weitere nützliche Infos und Tipps. 

Beratung
Über uns
Spenden
SCOUT-LOGIN

Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich an der Website anzumelden.

Anmelden
Abbrechen
ANMELDUNG

Bitte gib Dein Passwort ein, um die Antwort abzuholen.