#BodyCount
Warum der TikTok-Trend problematisch ist
Unter dem Hashtag #Bodycount finden sich auf TikTok viele Videos, vor allem Straßenumfragen, in denen junge Leute nach der Anzahl ihrer Sexualpartner:innen gefragt werden. Eigentlich würde man bei dem Thema zuerst denken, dass man darüber vielleicht nur seinem besten Freund oder der eigenen Schwester sprechen will. In unsere Social-Media-Welt werden diese intimen Details aber mit der ganzen Welt geteilt. Natürlich ist es okay, wenn jemand offen darüber sprechen möchte, daran ist nichts verwerflich. Gleichzeitig muss man darüber aber auch nicht sprechen, wenn man nicht möchte. So oder so wirft dieser Trend einige Probleme auf.
Body Count ist nicht gleich Body Count
Es werden nämlich große Unterschiede bei der Bewertung des Body Counts zwischen Männern und Frauen gemacht: Männer lassen sich auf TikTok für einen hohen Body Count feiern, spornen sich sogar gegenseitig dazu an, ihren Body Count zu steigern. Bei den für den Trend typischen Straßenumfragen hört man Sätze von Männern wie „Mit 18 habe ich aufgehört zu zählen, so 165 vielleicht.“ Oder „20.000“.
Frauen hingegen werden für einen hohen Body Count kritisiert, zum Teil sogar scharf verurteilt. Sie trauen sich deshalb kaum zu sagen, wenn sie mehrere Sexualpartner hatten. „Secret, secret.“ Oder „Es ist nicht viel ...“ Denn die meist sehr jungen Frauen wissen, dass sie abgewertet werden, wenn sie sich sexuell ausleben. Männer dagegen werden aufgewertet und prahlen deshalb gern mit ihrem aktiven Sexualleben.
Eine Frau gilt den Äußerungen der TikTok-Nutzer:innen zufolge nur dann als attraktiv, wenn sie möglichst wenig Sexualpartner hatte. So wird auf TikTok eine junge Frau bejubelt, weil sie bei der Frage nach ihrem Body Count mit „Null“ antwortet.
Geschlechterzuschreibungen aus einer vergangenen Zeit
Der Body Count-Trend zeigt also ein starkes Missverhältnis zwischen den Geschlechtern und offenbart konservative Geschlechterrollen aus einer längst vergangenen Zeit. Frauen sollen sittsam und anständig sein und werden als Objekt betrachtet. Männer sind dagegen frei, übernehmen die Rolle der Jäger und dürfen sich sexuell ausprobieren. Durch den anonymen, ungefilterten Austausch auf TikTok leben die alten Zuschreibungen wieder auf – und das, obwohl wir in Puncto Gleichberechtigung eigentlich schon viel weiter sind. Dieser Trend auf TikTok ist also ein klarer Rückschritt, was das angeht!
Body Count – ein aus Kriegszeiten stammender Begriff
Besonders makaber ist übrigens der Begriff Body Count: Dieser kommt ursprünglich aus dem militärischen Umfeld und bezeichnet die Anzahl der Körper, die von der gegnerischen Partei im Rahmen eines Krieges getötet wurden.
Unsere Tipps zum #BodyCount-Trend
- Wenn Dich jemand nach Deinem Body Count fragt, musst Du das nicht sagen. Das ist ganz allein Deine Sache!
- Lass Dich nicht auf die Anzahl Deiner Sexualpartner:innen reduzieren. – Du bist viel mehr als das!
- Lass Dir als Mädchen/Frau nicht einreden, dass du möglichst „rein“ sein musst. Wir leben zum Glück in einer modernen Gesellschaft, die schon viele Jahre für Gleichberechtigung kämpft und in der sich die Geschlechterrollen geändert haben – auch wenn sich manche noch rückschrittlich verhalten.
- Lass Dir als Junge/Mann keinen Druck machen, möglichst viel Sex haben zu müssen. Es ist auch völlig okay, wenn Du (noch) keine Sexpartner:innen hattest.
- Beim Sex zählt die Qualität, nicht die Anzahl.
- Sollte jemand für seinen Body Count auf TikTok verurteilt werden – unterstütze die Person.
Hilfe zum Thema Body Count auf TikTok
Hast Du noch Fragen zum Body-Count-Trend? Dann melde Dich einfach bei unseren JUUUPORT-Scouts. Sie helfen Dir vertraulich und kostenlos: Schreibe ihnen einfach Deine Frage über das Kontaktformular auf unserer Website oder chatte mit ihnen montags bis freitags zwischen 18 und 20 Uhr auf WhatsApp.