Gefahr im Netz: Der „White Tiger“-Fall und Cybergrooming
Triggerwarnung:
In diesem Artikel geht es um sexuelle Gewalt. Das Thema kann für Betroffene belastend und retraumatisierend sein. Überlege Dir also, ob Du diesen Text lesen willst und Dich dazu in der Lage fühlst. Mehr Infos zum Thema Triggerwarnung gibt es hier:
Was ist der „White Tiger“-Fall?
Ein junger Mann mit dem Online-Alias „White Tiger“ hat über Jahre hinweg gezielt Kinder und Jugendliche im Internet angesprochen – freundlich, hilfsbereit, aber mit bösen Absichten. Er baute Vertrauen auf, überredete seine Opfer dazu, intime Fotos oder Informationen zu schicken – und nutzte diese dann, um sie unter Druck zu setzen.
Der Name „White Tiger“ war sein selbstgewählter Online-Pseudonym, mit dem er in Chats, Netzwerken und Games auftrat. Er nutzte diesen geheimnisvoll klingenden Namen, um Vertrauen aufzubauen – und das Vertrauen später gegen seine Opfer zu wenden.
Mindestens ein Kind hat sich nach diesem Missbrauch das Leben genommen. Die Polizei ermittelt inzwischen wegen psychischer Gewalt, sexueller Ausbeutung und Beihilfe zum Suizid.
Der festgenommene „White Tiger“ ist nur ein radikales Beispiel aus der international vernetzten Online-Gruppe „764“ – einem hochgradig organisierten, sadistisch-pädokriminellen Netzwerk, das sich auf Plattformen wie Discord, Suizid‑Foren und Live-Chatrooms gefunden hat.
💻 Cybergrooming: Was steckt dahinter?
Cybergrooming bedeutet, dass Erwachsene im Internet gezielt Kinder und Jugendliche ansprechen, um sie sexuell auszunutzen. Sie geben sich oft als Gleichaltrige aus, machen Komplimente, hören zu – und wirken harmlos. Doch nach und nach bitten sie um private Fotos, wollen Treffen oder drohen sogar, wenn das Kind nicht „mitmacht“.

🕵️ Warum das Internet solche Taten möglich macht
Das Internet bietet viele tolle Möglichkeiten – aber auch Gefahren:
- Anonymität: Täter:innen können sich hinter falschen Profilen verstecken.
- Unbeobachtete Kommunikation: Viele Chats finden ohne Aufsicht statt.
- Wenig Kontrolle durch Plattformen: Soziale Netzwerke filtern nicht alles.
- Schneller Zugang zu vielen Nutzer:innen: Täter:innen können gezielt viele Kinder ansprechen.
Gerade das macht es Täter:innen wie „White Tiger“ so leicht.
🚨 Warnzeichen: So erkennst du Gefahr
Achte auf diese Anzeichen, dass jemand online gefährlich sein könnte:
- Die Person will schnell auf private Kanäle wechseln (z. B. WhatsApp).
- Sie macht dir viele Komplimente oder fragt nach Nacktbildern.
- Sie will nicht, dass du jemandem von ihr erzählst.
- Sie droht dir, wenn du „nein“ sagst oder nicht antwortest.
🛡️ Tipps: So schützt du dich vor Cybergrooming
Hier sind einfache Regeln, wie du dich online schützen kannst:
- Keine Fremden adden – auch wenn sie nett wirken. Schau dir dazu auch unseren Artikel Fremde im Internet kennenlernen an.
- Teile keine privaten Bilder oder Infos – egal wie sehr jemand fragt.
- Nutz die Privatsphäre-Einstellungen – viele Apps bieten das.
- Vertrau dich jemandem an, wenn dir etwas komisch vorkommt.
- Mach Screenshots und blockiere verdächtige Personen.
👨👩👧 Tipps für Eltern: Vertrauen schützt
Eltern spielen eine wichtige Rolle. Sie können helfen, wenn:
- Offenes Interesse am digitalen Leben der Kinder besteht.
- Vertrauen statt Kontrolle die Basis der Gespräche ist.
- Gemeinsam Regeln aufgestellt werden (z. B. was wird geteilt?).
- Kinder wissen, dass sie sich melden dürfen, ohne Ärger zu bekommen.
Ein Gespräch kann mehr schützen als jede App.
💡 Was du aus dem „White Tiger“-Fall lernen kannst
- Nicht jeder ist online der, für den er sich ausgibt.
- Sobald du dich unwohl fühlst – sprich mit jemandem.
- Du bist nicht schuld, wenn dir jemand online etwas Schlimmes antut.
Der „White Tiger“-Fall zeigt auf erschreckende Weise, wie gefährlich Cybergrooming sein kann. Umso wichtiger ist es, aufzuklären, aufmerksam zu bleiben und sich gegenseitig zu helfen.
Hilfe und Beratung
Wenn du Hilfe brauchst oder dir unsicher bist, wende dich an unsere Scouts:
Oder melde dich bei der 📞 Nummer gegen Kummer – 116 111
Beide Angebote sind vertraulich und kostenlos!