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"Wehr Dich gegen Dickpics!"
Was sind Dickpics?
Hast Du schon mal ein Dickpic bekommen? Damit wärst Du leider nicht alleine. Immer wieder kommt es vor, dass vor allem Mädchen und Frauen ungefragt Dickpics zugeschickt bekommen – fast die Hälfte aller Frauen sogar. Aber was sind Dickpics eigentlich? "Dickpic" ist ein englischer Begriff und bedeutet auf Deutsch "Penisbild". Ein Dickpic ist also ein Foto von einem Penis.
Warum verschicken Männer Dickpics?
Männer wollen Frauen mit Dickpics beeindrucken, sie finden das sexy und erhoffen sich dadurch wiederum Nacktfotos von Frauen zurückzubekommen. Für Frauen ist das nur schwer nachvollziehbar. Sie fühlen sich von den deutlichen Bildern vielmehr abgestoßen, ekeln oder schämen sich. Kein Wunder! Es handelt sich hier um sexuelle Belästigung im Internet.
Ist das ungefragte Versenden von Dickpics strafbar?
Das ungefragte Verschicken von Penisfotos ist nicht nur nicht ok, sondern auch strafbar. Mehr dazu findest Du im folgenden Interview.
Interview zu Dickpics
Im Gespräch mit der Beratungsplattform HateAid
Wir haben mit Samara von HateAid über das Thema Dickpics gesprochen. Sie erklärt Dir unter anderem, wie Du Dich vor solch einer Belästigung schützen kannst und wie HateAid Betroffenen hilft.
Warum ist das Versenden von Dickpics eigentlich strafbar?
Wer unaufgefordert ein Dickpic versendet, kann sich wegen der Verbreitung pornographischer Inhalte strafbar machen. Durch das Versenden solcher Bilder werden persönliche Grenzen überschritten und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung kann verletzt werden. Nur du entscheidest, welche Inhalte für deine Augen bestimmt sind und welche nicht. Stammt das Dickpic nicht von der Person, die es verschickt, können zudem die Bild- und Persönlichkeitsrechte der abgebildeten Person verletzt sein. Auch das kann eine Straftat darstellen.
Macht es einen Unterschied, ob man Penis, Vulva, Brüste oder Po auf solchen Bildern sieht? Oder ob die Bilder z.B. nur angedeutet oder verpixelt sind?
Ob das ungefragte Verschicken eines Bildes strafbar ist, richtet sich danach, ob darauf ein pornographischer Inhalt zu sehen ist. Wann genau ein Inhalt pornographisch ist, steht jedoch nicht im Gesetz und wird in jedem Einzelfall bewertet. Bei Pornographie geht es grundsätzlich darum, das Gegenüber zu erregen. Das kann sowohl bei Penis und Vulva Bildern, als auch bei Brüsten und Po der Fall sein. Auch bei bloßen Andeutungen oder einem verpixelten Bild kommt es immer auf den Einzelfall an.
Zu faul zum Lesen?
Das Interview mit Samara findest Du übrigens auch in Videoform - und zwar als Storyhighlight in unserem Instagram-Kanal.
Wie kann ich mich vor dem Erhalt solcher Dickpics/Nudes schützen?
Auf einigen Plattformen kannst Du selbst einstellen, wer Dir schreiben darf. Blockiere Personen, sobald Du im Laufe des Gesprächs das Gefühl hast, sie könnten vorhaben, ungefragt ein Dickpic zu senden. Tausche keine privaten oder intimen Informationen mit Personen aus, denen Du nicht vertraust. Lass Dich nicht auf Chats von unbekannten Personen ein, mit denen Du Dich nicht wohl fühlst. Da vor allem Frauen und Mädchen Dickpics erhalten, kann es manchmal auch helfen, genderneutrale Accountnamen zu wählen und nur wenig über sich selbst preiszugeben.
Was kann ich tun, wenn ich ungewollt ein Dickpic erhalten habe?
Fertige so schnell wie möglich einen Screenshot davon an und lege ihn dort ab, wo Du ihn erst einmal nicht mehr sehen musst. Wir wissen, dass Absender:innen die Bilder häufig schnell wieder löschen. Auf einigen Plattformen können Nachrichten und Fotos außerdem direkt nach Ansicht automatisch gelöscht werden. Nachdem Du einen Screenshot gemacht hast, auf dem man Inhalt, Absender:in, Datum und Zeit sieht, solltest Du die Person blockieren und melden. Mit dem Screenshot kannst Du dann eine Anzeige erstatten. Unser Tool Dickstinction hilft Dir dabei. Hierfür musst Du nur einige Daten in eine Maske eingeben und das Foto hochladen. Das fertige Formular kannst Du Dir ausdrucken und damit direkt Anzeige erstatten.
Was ist, wenn ich als Empfänger:in noch minderjährig bin?
Rechtlich sieht es so aus: Wer Dickpics an eine Person zwischen 14 und 18 Jahren schickt, macht sich auch dann strafbar, wenn diese damit einverstanden war. Und wenn die Empfänger:innen jünger sind als 14 Jahre, kann es sich auch um sexuellen Kindesmissbrauch handeln und die Strafe kann noch viel höher ausfallen.
Solltest Du minderjährig sein, wende Dich auch an eine erwachsene Person deines Vertrauens. Das können Deine Eltern sein oder eine Lehrperson, zu der Du ein gutes Verhältnis hast. Auch kannst Du Dich an Beratungsstellen wie JUUUPORT, die Nummer gegen Kummer oder das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch wenden.
Wie genau hilft HateAid Betroffenen?
Unser Beratungsangebot setzt sich aus emotional stabilisierender Erstberatung, Kommunikations- und Sicherheitsberatung zusammen. Das heißt, dass wir dabei unterstützen, das Geschehene emotional einzuordnen und einen Umgang damit zu finden, der zu Dir passt. Wir unterstützen bei der Dokumentation der Inhalte, und bei Fragen, wie Du darauf reagieren sollst. Wir besprechen auch, wie Du Dich dagegen wehren kannst und in geeigneten Fällen können wir volljährige Personen auch mit einer Prozesskotenfinanzierung unterstützen.
Was sind Eure Erfahrungen aus der Beratung?
Viele betroffene Personen können oft erstmal gar nicht einordnen, was ihnen gerade passiert ist und fühlen sich schuldig. Ganz wichtig! Nicht Du bist daran Schuld, dass Dich jemand belästigt, sondern IMMER und NUR die Person, die das getan hat. Gar nichts rechtfertigt so ein Verhalten. Du darfst Dir Unterstützung suchen und Dich dagegen wehren. Das hilft auch anderen Menschen dabei sich das zu trauen. Wenn Du Angst vor den Täter:innen hast, dann gibt es auch Wege, wie Du Dich schützen kannst. Und wenn Du bei der Polizei nicht mit einem Mann darüber sprechen magst, kannst Du auch einfordern, mit einer Frau zu sprechen. Außerdem kannst Du oft online eine Anzeige erstatten oder Dickstinction nutzen. Du hast auch die Möglichkeit, eine Vertrauensperson zu bitten, Dich zu unterstützen.
Nicht alle Dickpics kommen von Fremden aus dem Internet. Manchmal verschickt man Nudes auch an einen Crush oder in einer Liebesbeziehung. Worauf sollte man beim Sexting achten?
Die Zauberworte sind Vertrauen und Einvernehmlichkeit: Wenn Du mit einer Person Sexting machen möchtest, sprecht vorher darüber, was eure Bedürfnisse und eure Grenzen sind und klärt eure gegenseitige Zustimmung ab. Überlege Dir gut, ob Du einer Person ausreichend vertraust, wenn Du ihr Bilder oder Nachrichten zuschickst, bei denen es Dir unangenehm wäre, wenn andere sie sehen würden. Stelle Dir außerdem die Frage, wie viel Du von Dir preisgeben möchtest, und ob Dein Gesicht oder besondere Merkmale von Dir auf dem Foto zu sehen sein müssen. Wenn Du Dir unsicher bist, gehe lieber auf Nummer sicher und verzichte auf das Versenden intimer Inhalte. Unsere Erfahrung zeigt leider, dass dieses Vertrauen häufig ausgenutzt wird.
Vielen Dank für das Interview!
Hast Du noch Fragen zum Thema Dickpics oder Sexting?
Dann schreibe unseren JUUUPORT-Scouts einfach eine Nachricht.
Zum Thema Sexting bietet außerdem unser Ratgeber viele nützliche Infos und Tipps.
