"Emily in Paris": Gute Unterhaltung oder zu viele Klischees?

Mode, Freundschaft und ganz viel Liebe: Die zweite Staffel von "Emily in Paris" ist vor Kurzem gestartet und führt Emily und ihre Freundinnen u.a. nach St. Tropez. Die erste Staffel lief im Herbst 2020 an und war wochenlang in den Top-Ten bei Netflix. Auch die neue Staffel hält sich aktuell auf Platz 8 der Charts.

Instagram spielt in der Serie eine große Rolle und zeigt, wie viel Macht ein einzelner Post haben kann. Aber geht die Serie auch kritisch mit dem Thema Social Media um? Oder werden hier eher Stereotype und bestimmte Schönheitsideale bedient?

Wir haben unsere Scouts Clara (21) und Aimeé (15) nach ihren Meinungen gefragt.

 

Wie haben Euch die beiden Staffel von „Emily in Paris“ insgesamt gefallen?

Aimeé: Mir haben beide Staffeln insgesamt sehr gut gefallen. Die Serie ist sehr spannend und man kann sich gut in die Hauptrolle Emily hineinversetzen. Mir hat besonders gefallen, dass die Serie alles in allem sehr realistisch ist, da Emily ihre Höhen und Tiefen hat.

Clara: Ich fand sie sehr unterhaltsam.

 

Gibt es bestimmte Szenen oder Figuren, die Ihr besonders gelungen findet?

Clara: In der ersten Staffel finde ich es besonders gelungen, wie ihre Kolleg*innen auf Emily reagieren. Allgemein, wie mit typisch französischen Klischees gespielt wird.

Aimeé: Ich finde die Figur Emily gut gelungen, da man sich als Zuschauer*in gut in sie hineinversetzen kann und sie einem direkt sympathisch ist. Außerdem finde ich die Figur Pierre Cadault sehr gelungen, da er den typischen Designer darstellt. Er ist Feuer und Flamme für seine Arbeit und sehr temperamentvoll. Außerdem ist er ziemlich bestimmerisch zu seinen Mitarbeiter*innen. Ich finde auch die letzte Szene der zweiten Staffel toll, da es neugierig macht, welche Entscheidung Emily treffen wird.

 

Und welche, die Ihr ganz und gar nicht gelungen findet?

Clara: Nein.

Aimeé: Die Handlungen zwischen Luc, Julian und Emily finde ich teilweise nicht so gelungen. Die Handlungen ergeben teilweise keinen Sinn bzw. sind nicht wichtig für die Grundhandlung und die allgemeine Story. Außerdem war ich als Zuschauerin manchmal verwirrt, da Luc und Julian mal auf Emilys Seite und mal gegen Emily sind. Das war für mich persönlich manchmal verwirrend.

 

Instagram spielt ja eine große Rolle in der Serie. Findet Ihr die Darstellung realistisch?

Aimeé: Halbwegs. Denn es gibt Szenen in denen gezeigt wird, was für negative Seiten Instagram bzw. allgemein Social Media hat. Aber es gibt auch Szenen in denen Social Media zu schön bzw. zu positiv dargestellt wird. Natürlich hat Instagram gute Seiten, aber es ist eben nicht nur schön.

Clara: Ich finde den Zuwachs an Follower*innen des Instagram-Accounts von Gabriels Restaurant, sobald Emily diesen übernimmt, unrealistisch.

 

Fällt Euch ein Beispiel ein (oder mehr), wo negative Seiten von Instagram bzw. Social Media gezeigt werden?

Clara: In der zweiten Staffel schneidet sich der Vater von Camille die Spitze vom Daumen ab und das Video wird innerhalb von Minuten wieder und wieder geteilt.

Aimeé: Die Situation, in der Emily auf einem Event von Duree war. Dort hat sie Instagram Stories gepostet und danach hatte sie Probleme mit ihrer Arbeit bzw. in ihrem Job. Außerdem gab es die Situation, dass sie einen Promi in einem Hotel getroffen hat und dieser dann ein Foto mit ihrem Koffer, der Pierre Cadault zeigte, machen wollte. Als sie dann das Foto gepostet hat kam raus, dass der Promi Streit mit Pierre Cadault hat und dadurch wurde ebenfalls ihr Job gefährdet.

 

Könnte der Umgang mit Social Media aus Eurer Sicht kritischer thematisiert werden?

Aimeé: Teilweise ja. Denn in manchen Szenen wird Social Media zu positiv dargestellt. Die Serie hätte den Umgang mit Social Media noch kritischer thematisieren können, indem sie mehr Probleme aufzeigen und Emily in mehr kritische Situationen mit Social Media bringen.

Clara: Ja, auf jeden Fall. Es werden fast ausschließlich die positiven Seiten von Social Media und einer großen Reichweite gezeigt.

 

Der ukrainische Kultusminister kritisiert die stereotypische Darstellung einer ukrainischen Figur in der zweiten Staffel als beleidigend. Wie seht Ihr das: Werden hier stereotypische Figuren bestimmter Nationalitäten gezeigt?

Clara: Vor allem Figuren, die einen französischen Hintergrund haben, werden stereotypisch dargestellt. Über die Vorurteile wird sich gerne mal lustig gemacht. Aber auch Emily und ihre Chefin werden teilweise stereotypisch dargestellt (Arbeitsmoral/Arbeitsbeginn).

Aimeé: Ja auf jeden Fall! Die französischen Figuren sind meist unfreundlich, haben eine nicht allzu große Arbeitsmoral und kleiden sich elegant. Die ungarische Figur wird sehr negativ dargestellt. Die Serie zeigt auf jeden Fall stereotypische Figuren bestimmter Nationalitäten, jedoch denke ich, dass das die Serie umso interessanter und lustiger macht.

 

In der Serie geht es auch um Schönheit und Mode. Welche Schönheitsideale werden hier Eurer Meinung nach transportiert?

Clara: Wenn man sich Emily und ihre Freundinnen anschaut, dann jung, dünn und schlank. Wenn man sich Gabriel, den Freund von Camille, ansieht, dann jung und trainiert.

Aimeé: Es wird das Ideal des perfekten Aussehens transportiert. Jeder kleidet sich elegant und sieht wunderschön aus. Und wenn mal jemand nicht so perfekt aussieht, wird er als schlechter dargestellt.

 

Könnten die Schönheitsideale Kinder oder Jugendliche negativ beeinflussen?

Aimeé: Ich denke schon. Denn Kinder und Jugendliche könnten denken, dass sie sich auch schön bzw. elegant kleiden müssen, um in der Gesellschaft angesehen zu sein. Außerdem könnten sie selbst anfangen andere dafür schlecht zu machen, wenn jemand nicht so elegant und mit Markenklamotten gekleidet ist.

Clara: Ja, aber das können andere Serien oder Videos auch.

 

Und zum Schluss: Empfehlt Ihr „Emily in Paris“ weiter?

Clara: Da ich die Serie trotz Stereotypen und teilweise kritischen Schönheitsidealen als sehr unterhaltsam empfunden habe, würde ich die Serie weiter empfehlen.

Aimeé: Ich empfehle „Emily in Paris“ auf jeden Fall weiter, da es meiner Meinung nach eine interessante Serie ist. Wenn man sich für die Welt des Marketings und die der Mode interessiert, wird man auf bestimmt Gefallen an der Serie finden. Man sollte sich allerdings bewusst darüber sein, dass man nicht so perfekt sein muss, wie es manche Figuren zu sein scheinen.

 

Danke für das Interview!

 

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