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Extremististischer Salafismus im Netz – und wie man ihn erkennt

Sicher habt ihr in den Nachrichten auch schon vom so genannten „Islamischen Staat“ (IS) und damit verbundenen Terroranschlägen gehört. Diese Anschläge machen Angst, weil sie so brutal sind. Sie werden gezielt dort durchgeführt, wo sich viele Menschen aufhalten – in Flughäfen, U-Bahn-Stationen, Cafés oder Konzerthallen – und sind gegen unsere westliche Gesellschaft und deren Werte der Freiheit gerichtet.

Die Anhänger des IS suchen immer wieder nach neuen Mitgliedern und sprechen deshalb auch viele Jugendliche über das Internet an. Sie sollen sich den Kämpfern anschließen und zur Errichtung eines vermeintlichen Gottesstaates beitragen. Gewaltbereite Salafisten versuchen mit Propaganda-Videos Jugendliche zu erreichen, die sich noch in der Phase der Orientierung oder auch in einer schwierigen Lebensphase befinden. Sie locken mit Anerkennung und Zusammengehörigkeitsgefühl.

Was ist Salafismus überhaupt?

Salafismus, im Arabischen „salafiya“, ist eine Strömung im islamischen Denken, die eine Rückkehr zum ursprünglichen Islam der frommen Vorväter, dem Propheten Mohammed sowie den vier rechtgeleiteten Kalifen (Stellvertreter des Gesandten Gottes) fordert. Extremistische Salafisten bezeichnen sich selbst als die wahren Gläubigen und benutzen die islamische Religion für ihre Zwecke. Der Begriff ist aber nicht unmittelbar mit Extremismus oder Terrorismus gleichzusetzen. Salafismus ist extremistisch oder sogar terroristisch, wenn die Orientierung an einer vermeintlich idealen islamischen Gesellschaft mit einem politischen Programm verbunden wird. Das gilt besonders dann, wenn dieses Programm nicht nur abstrakte Werte eines lange vergangenen Jahrhunderts, sondern auch politische und gesellschaftliche Gegebenheiten dieser Zeit ohne Rücksichtnahme auf stattgefundene Entwicklungen auf die Gegenwart überträgt. Das heißt, es wird nicht berücksichtigt, dass sich die Welt mittlerweile verändert hat und sich die Gesellschaft auf diese neue Situation beziehen muss.

Salafisten sind fundamentalistische Muslime, die einen „Gottesstaat“ anstreben. Für sie zählt die Scharia, nicht das deutsche Grundgesetz. Die Scharia (auf Deutsch in etwa „Weg“) bezeichnet Pflichten und Verbote, die das Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft prägen. Als göttliches Recht wird die Scharia aus dem Koran, den Überlieferungen über den Propheten Mohammed, den Gründungsvater des Islam, und den Texten großer Lehrer gedeutet. Alle Fragen des menschlichen Zusammenlebens regeln diese drei Säulen. Wer sich daran hält, wird mit dem Paradies belohnt, auf die anderen wartet die Hölle, so die Ansicht der Salafisten.

Salafismus und die Nähe zum Terrorismus

Wer sich zum Salafismus bekennt ist also noch lange kein Terrorist, aber alle, die in die radikalislamistische Szene abgedriftet sind, hatten zuvor Kontakt zu salafistischen Gruppen. Vielen, die sich dem Salafismus anschließen, fehlt ein religiöses Grundwissen. Der Salafismus lockt sie mit einfachen Regeln, die die Welt in Gut und Böse einteilen. Es gibt über 8.600 Muslime in Deutschland, die zur salafistischen Szene gehören. Dies ist nur ein kleiner Teil der etwa vier Millionen Muslime in Deutschland. Aber die Zahl wächst stetig an.

Salafisten werben vor Schulen sowie in Jugendzentren für ihre Sache – und eben auch im Internet. Der Salafismus ist in Deutschland vornehmlich ein Phänomen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Etwa 800 Menschen aus Deutschland sind in den Nahen Osten gereist, um sich den Kämpfern des Islamischen Staates in Syrien oder dem Irak anzuschließen und in den Dschihad (Heiligen Krieg) zu ziehen. Die überwiegende Zahl dieser Menschen ist jünger als 30 Jahre alt. Mehr als 130 Islamisten aus Deutschland sollen bei den Kämpfen gestorben sein.

Radikalisierung durch das Internet

Das Internet spielt für die Radikalisierung von Islamisten in Deutschland also eine große Rolle (ebenso wie übrigens bei Rechtsextremen). Der IS tritt in der Öffentlichkeit professionell auf und ist sehr aktiv in den sozialen Netzwerken. Islamisten verbreiten virale Videos und Bilder, in denen der Glaubenskampf verherrlicht wird und junge Muslime zur Teilnahme am heiligen Krieg aufgerufen werden. Versprochen wird der Weg ins Paradies und die Erfüllung eines göttlichen Auftrags. Drastische Gewaltdarstellungen, das Schüren von Angst und Anstachelungen durch Feindbilder sollen

die jungen Internetnutzer zur Ausreise nach Syrien motivieren.Die salafistische Szene verbreitet über das Internet und die sozialen Netzwerke ihre Predigten, Mitschnitte von Veranstaltungen und Kundgebungen sowie andere Materialien. Diese werden so einem großen Nutzerkreis zur Verfügung gestellt. Durch Verlinkungen und die einfachen Möglichkeiten, Inhalte zu teilen, werden Video- und Audiodateien in kürzester Zeit und in großem Umfang in Umlauf gebracht. Auch haben sich viele einschlägige Nutzerprofile etabliert, die durch das Einstellen von Postings, Fotos und Videos zur Verbreitung der salafistischen Ideologie beitragen. Die große Reichweite und der hohe Grad der Anonymisierbarkeit begünstigen das Entstehen großer „Freundes“- und Abonnentenkreise und führen zum Anwachsen besonders personenstarker Netzwerke im salafistischen Bereich.

Beispiele salafistischer Online-Propaganda

Beispiele für verbreitete Inhalte sind etwa plakative Sinnsprüche. So heißt es etwa auf Facebook: „Wir sollten den Islam nicht verdrehen damit es uns passt, sondern uns selbst ändern damit wir in den Islam passen.“ (Extremistischer Salafismus, S. 29) In der Vorstellung extremistischer Salafisten, ist der Islam ein ganzheitliches System, aus dem sich ein Gläubiger nicht einzelne Elemente herauspicken darf. Stattdessen muss er den Islam als Ganzes annehmen und streng nach seinen Gesetzen leben.

In den sozialen Netzwerken werden von Salafisten auch oft Bilder von Löwen und Pferden für ihre Propaganda verwendet. Der Löwe gilt als würdevoll, heldenhaft und kampfbereit. Außerdem wird seine lange Mähne mit dem Bart von erwachsenen Männern verglichen. Dadurch wird der Löwe zum Symbol für einen Glaubenskämpfer des Islam. Im Idealfall ist dieser Kämpfer auch dazu bereit, für seinen Glauben zu sterben. Die Pferde wiederum stellen eine Verbindung zum islamischen Propheten Muhammed her, der das Reiten als wichtiges Geschick ansah. Berittene Kämpfer werden in der Propaganda deshalb ebenfalls gern als Symbolik verwendet. Sie kämpfen für die Wiederherstellung der angeblich verlorenen Ehre des Islam.

Neben Sprüchen und Bildern spielt auch Musik eine wichtige Rolle bei der Radikalisierung von Jugendlichen im Netz. Der Islamischer Staat unterlegt seine Videos oft mit religiösen Liedern, sogenannten Nashids. Über YouTube und soziale Netzwerke werden sie millionenfach geteilt. Dschihadisten hören sie, um sich aufzuheizen, einzustimmen und bestätigt zu fühlen. Gerade die Verbindung von Ideologien mit dieser ergreifenden Musik macht den IS so gefährlich und einen Teil seiner Anziehungskraft auf Jugendliche aus. Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen werden so emotional berührt. Es geht in den Texten um Kameraden, die man verloren hat, um Freundschaft über den Tod hinaus, um Leid, das man gemeinsam übersteht.

Warum und wie wenden sich Jugendliche der salafistischen Szene zu?

Der Salafismus stellt für viele ein alternatives Lebensmodell dar. Die Suche nach Orientierung, klaren Werten und Normen, Anerkennung durch andere sowie sozialer Geborgenheit in einer Gruppe scheint für sie eine bedeutende Rolle zu spielen. Mit ihrer extremen und wortwörtlichen Auslegung des Koran, ihrer Abschottung gegenüber einer „ungläubigen“ Außenwelt und der starken Betonung einer eigenen Gemeinschaft von „Rechtgläubigen“, die sich dem Kampf gegen Unterdrückung verschrieben haben, erfüllen salafistische Netzwerke die Erwartungen mancher jungen Menschen.

Woran erkennt man, dass sich jemand dem Salafismus zuwendet?

Bemerkbar wird die Zuwendung zum Salafismus zum Beispiel durch Folgendes:

  • Änderung des äußeren Erscheinungsbilds (entsprechend salafistischer Bekleidungsvorschriften)
  • Überbetonung der Einhaltung religiöser Normen und Riten
  • Veränderung der Sprache (z.B. sprechen von „Brüdern“ und „Schwestern“ in arabischer Sprache mit den Begriffen „Akhi“ (= mein Bruder) oder „Ukhti“ (= meine Schwester)
  • Missionierungsversuche bei Eltern, Verwandten und Freunden,
  • Abwendung von dem alten Freundeskreis,
  • Abwendung von der Herkunftsfamilie (Salafistische Gemeinschaft als vermeintliche Ersatzfamilie)
  • religiös-politische Äußerungen ohne die Bereitschaft, sich auf andere Argumente einzulassen
  • Abschottungstendenzen gegenüber vermeintlich „Ungläubigen“ und einer „unislamischen“ Umwelt.

Aufklärung und Kontrolle sind wichtig!

Die Bundeszentrale für politische Bildung ist in der Islamismus-Prävention aktiv. Sie setzt auf YouTube-Filme. "Begriffswelten Islam" heißt ihre Aufklärungskampagne. Darin erklären Islamwissenschaftler etwa, was Kalifat bedeutet. Dadurch soll der salafistischen Islam-Interpretation etwas entgegengesetzt werden. YouTube-Stars wie LeFloid moderieren die Videos. Die Klickzahlen sind mit rund 140.000 Aufrufen vielversprechend.

Das Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen hat eine lesenswerte Broschüre zusammengestellt, die viele weitere Informationen zum Thema „Extremistischer Salafismus als Jugendkultur“ zusammenfasst, die hier heruntergeladen werden kann.

Jugendschutz.net fordert zudem, dass Plattformen die Verbreitung von IS-Propaganda vorbeugend eindämmen müssen. Kinder und Jugendliche werden in dschihadistischer Propaganda auf verschiedene Arten instrumentalisiert und missbraucht. Vor allem dann, wenn Gewalt, Menschenwürdeverletzungen oder Aufrufe zum militanten Dschihad gezeigt werden, stellen sie auch Verstöße gegen deutsche Rechtsbestimmungen dar. Unzulässige Inhalte müssen schnell gelöscht werden. Wichtig wäre auch der Einsatz technischer Erkennungsroutinen, um die Propaganda von Terrororganisationen wie dem Islamischen Staat zu stoppen.

Was kann man tun, wenn sich jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis dem Salafismus zuwendet?

Es gibt verschiedene Beratungsangebote:

  • Die Beratungsstelle Radikalisierung des BAMF
    Die Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) informiert und vermittelt Beratungs- und Hilfsangebote.
    Rufnummer der Beratungsstelle: 0911 943 43 43
  • Das Präventionsprogramm "Wegweiser"
    Das vom Ministerium für Inneres und Kommunales NRW finanzierte Wegweiser-Programm möchte jungen Menschen helfen, die davon bedroht sind, in die salafistische Szene abzurutschen. An mehreren Standorten in Nordrhein-Westfalen gibt es für die jeweilige Region Anlaufstellen für Ratsuchende sowie das soziale Umfeld Betroffener.
  • Das Aussteigerprogramm Islamismus
    Das „Aussteigerprogramm Islamismus“ des Verfassungsschutzes NRW bietet fest in der Szene verankerten aber ausstiegswilligen Personen Unterstützung beim Weg zurück in die Gesellschaft an. Das geschulte und erfahrene Team des Programms arbeitet mit dem Ausstiegswilligen dessen ideologische Haltung auf und gibt individuelle, praktische Unterstützung beim Ausstieg aus dem Extremismus. Vertraulichkeit ist eine wesentliche Grundlage. Kontakt zum Aussteigerprogramm: Telefon 0211 837 1926 oder E-Mail kontakt@api.nrw.de.

 

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