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Zwischen Mager-Coaches & Schönheitstrends: Wie können junge Menschen geschützt werden?

Ein Gespräch zwischen JUUUPORT-Scout Nina und dem Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt

Am heutigen Safer Internet Day (SID) beschäftigen wir uns mit dem Thema Schönheitsideale und Selbstoptimierungstrends im Internet. Dazu haben wir einen Ratgeber veröffentlicht, der aktuelle Schönheitsideale vorstellt, auf bestimmte Probleme eingeht, die mit der Verbreitung bestimmter Ideale zusammenhängen, und auch Gegenbewegungen aufzeigt.

Die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM), die JUUUPORT fördert und unterstützt, beschäftigt sich täglich mit Jugendschutzfragen. Unser Scout Nina (17) hat mit dem Direktor der NLM, Christian Krebs, gesprochen und ihm Fragen zum Thema Schönheitsideale im Netz gestellt.

 

Hallo Herr Krebs, danke, dass Sie heute mit uns über Schönheitsideale im Netz sprechen. Zuerst würde mich interessieren: Was macht eigentlich die Niedersächsische Landesmedienanstalt bzw. was sind ihre Aufgaben? 

Die NLM hat vielfältige Aufgaben, sowohl bundesweit, als auch in Niedersachsen. Zunächst sind wir die Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für alle privaten Rundfunkveranstalter in Niedersachsen. Wir beaufsichtigen also die Radiosender mit Sitz in Niedersachsen, z.B. Radio ffn, Antenne Niedersachsen, Radio 21 und die lokalen und regionalen Radios. 

Daneben haben wir das Programm "RTL" zugelassen und sind damit für die Programmaufsicht über RTL zuständig. Das umfasst sowohl Fragen des Werberechts, z.B. das Verbot der Schleichwerbung, als auch Jugendschutzfragen. 

Außerdem fördern wir die Vermittlung von Medienkompetenz mit vielen verschiedenen Maßnahmen und fördern den Niedersächsischen Bürgerrundfunk mit über 4 Mio. EUR pro Jahr. Zu unserem Aufgabenbereich gehört auch die rechtliche Aufsicht über Webseiten und soziale Medien. Unser Ziel ist, dass das Internet für alle ein sicherer, kein rechtsfreier Raum ist. Anbieter von Webseiten und sozialen Medien, aber auch Nutzerinnen und Nutzer müssen sich also an Gesetze und Regeln halten, wenn sie im Internet aktiv sind.

Wie finden Sie es, dass Kinder und Jugendliche im Internet täglich tausende Fotos zu sehen bekommen, die vermeintlich perfekte, schlanke und durchtrainierte Menschen zeigen? 

Das ist ein sensibles Thema. Bestimmte Medieninhalte zeichnen ein "Idealbild", das manchmal alles andere als "ideal" ist. Dieser Trend verstärkt sich aus meiner Sicht seit einiger Zeit noch: Auf Instagram, TikTok und Co. werden oftmals schlanke, durchtrainierte Menschen gezeigt. Die Bilder sind perfekt inszeniert. Influencer*innen setzen auch Foto-Filter ein. Dadurch kann bei Jugendlichen eine verzerrte Wahrnehmung der Realität entstehen. Auch „Rollenvorbilder“ aus Produktionen der großen Filmstudios erwecken manchmal den Eindruck, dass man nur „gut genug“ ist, wenn man einer bestimmten Schönheitsnorm entspricht. Insgesamt entsteht damit auf junge Menschen ein Druck, der ein erhebliches Potential hat, zu Problemen zu führen. 

Was sagen Sie dazu, dass es sogenannte Mager-Coaches und Hungergruppen im Netz gibt, die Essstörungen verherrlichen?

Als Medienanstalt bewegen wir uns in einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite ist die Meinungsfreiheit in Deutschland ein hohes und wichtiges Gut. Die Äußerung einer Meinung ist zu schützen, und zwar unabängig davon, ob sie "richtig" oder "wertvoll" ist. Als Medienaufsicht schreiten wir nicht ein, nur weil z.B. jemand schreibt, er fände es gutaussehend, wenn jemand schlank ist. 

Aber: Auf der anderen Seite hat der Schutz der Jugend bei ihrer Entwicklung ebenfalls Verfassungsrang. Zwischen diesen beiden Polen bedarf es immer einer Abwägung im Einzelfall. Wenn jemand im Netz konkret zu gesundheitsgefährdenden Praktiken aufruft, dann wird die Grenze der Meinungsfreiheit überschritten. In solchen Fällen schreiten wir im Sinne des Jugendschutzes konsequent ein. Meinungsfreiheit rechtfertigt nicht alles. 

Wie können junge Menschen im Internet besser vor gefährdenden Inhalten geschützt werden?

Ich glaube, die nachträgliche Aufsicht, z.B. Bußgelder gegen solche Seiten zu verhängen, kann das Problem langfristig nicht lösen. Vielmehr ist es wichtig, jungen Menschen die Kompetenz und das Wissen zu vermitteln, damit sie diese Seiten richtig einordnen können. JUUUPORT e.V. und jugend.support leisten wertvolle Aufklärungsarbeit und geben Tipps, damit Kinder und Jugendliche z.B. zweifelhafte Schönheitsideale und die Selbtsinszenierung im Internet diskutieren und hinterfragen können.

Was kann die NLM unternehmen, um gefährdende Inhalte im Internet zu verhindern?

Die NLM kann solche Inhalte von bekannten und in Niedersachsen ansässigen Anbietern beanstanden und ein Bußgeld verhängen. Außerdem kann die NLM unter bestimmten Voraussetzungen auch die Verbreitung eines Angebotes komplett untersagen. Die Landesmedienanstalten arbeiten auch eng mit jugendschutz.net zusammen. Das Kompetenzzentrum kontaktiert Plattformbetreiber wie Instagram oder TikTok und fordert sie auf, Profile mit Inhalten, die Kinder und Jugendliche gefährden, zum Beispiel Hungergruppen, zu entfernen oder zu verhindern, dass diese Inhalte von ihnen aufgerufen werden können. Die NLM fördert aber auch Projekte, die junge Menschen befähigen, problematische Inhalte im Internet kritisch zu reflektieren. Dazu gehört insbesondere JUUUPORT. Deshalb begrüße ich sehr Eure Kampagne zum diesjährigen Safer Internet Day.

Was raten Sie jungen Menschen, die täglich mit Selbstoptimierung und Perfektion im Netz konfrontiert werden?

Es ist schwer, allgemeingültigen Rat zu geben. Dazu sind die Persönlichkeiten der betroffenen jungen Menschen zu unterschiedlich. Vielleicht hilft es, sich klar zu machen, dass es nicht nur auf Äußerlichkeiten und äußerliche "Perfektion" ankommt. Das ist schwer, das ist mir klar. Auch Personen des öffentlichen Lebens, deren Leben nach außen perfekt erscheint, sind nicht frei von Problemen und Selbstzweifeln. Ein bisschen mehr Abstand zu vemeintlichen Idealbildern, mehr Vertrauen in sich selbst und weniger Augenmerk auf Äußerlichkeiten, das kann vielleicht helfen.

Und zum Schluss: Was ist Ihre ganz persönliche Message zum Safer Internet Day in diesem Jahr?

Der Safer Internet Day 2022 steht unter dem Motto „Fit für die Demokratie – Stark für die Gesellschaft“. Unsere Demokratie lebt von Vielfalt und Toleranz. Habt den Mut, Eure persönlichen Stärken und Eure Ideen für ein gutes Miteinander einzubringen. Bleibt neugierig, weltoffen und habt Vertrauen in Euch selbst! Traut Euch, authentisch statt perfekt zu sein!

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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