Looksmaxxing: perfekter Look oder perfekter Druck?

Zahlen, Maße, Makel? Wenn Aussehen zur Gleichung wird
KFA unter 5 %, SMW auf 8,5 und UEE zu hoch. Klingt wie eine Textaufgabe in der Matheklausur? So wird aber tatsächlich in Onlineforen über das “perfekte” Aussehen, vor allem von jungen Männern, gesprochen. Anhand von Kennzahlen, Kürzeln und angeblichen „Attraktivitätsformeln“ werden sie auf Grundlage eines hochgeladenen Fotos bewertet. Der KFA (Körperfettanteil) soll möglichst unter 5 % liegen, der SMW, also der sogenannte „sexuelle Marktwert“, hoch genug sein, und die UEE (Upper Eyelid Exposure), also wie viel vom oberen Augenlid sichtbar ist, darf nicht zu extrem ausfallen.
Der Begriff für diesen Trend: Looksmaxxing. Und der setzt viele junge Menschen unter Druck – besonders in sozialen Medien.
Was ist Looksmaxxing?
„Looksmaxxing“ bedeutet so viel wie: das eigene Aussehen maximal verbessern. Von Hautpflege über Fitness bis hin zu Schönheitsoperationen – alles, was angeblich das äußere Erscheinungsbild optimiert, zählt dazu. Der Begriff stammt ursprünglich aus bestimmten Onlineforen wie Reddit oder Teilen der sogenannten „Manosphere“, ist inzwischen aber auch auf TikTok, Instagram und YouTube angekommen.
Was dabei gemacht wird? Alles Mögliche – von Skincare bis Sixpack. Viele gehen dabei über Grenzen: Zum Beispiel mit „Mewing“ (eine spezielle Zungenhaltung, die angeblich den Kiefer verändert), DIY-Zahnkorrekturen oder sogar Spritzen ins Gesicht – ohne ärztliche Aufsicht.
Das Problem: Solche Methoden können richtig gefährlich sein. Was auf Social Media wie ein harmloser Trick aussieht, kann im echten Leben zu Schmerzen, Schäden oder langfristigen Folgen führen – vor allem, wenn man ohne medizinisches Wissen an sich selbst herumdoktert.
Anerkennung um jeden Preis?
Hinter Looksmaxxing steckt oft der Wunsch, attraktiver, erfolgreicher oder akzeptierter zu sein. In manchen Online-Gruppen heißt es sogar: „Wenn du nicht gut aussiehst, hast du keine Chance bei Frauen." Solche Aussagen fördern unrealistische Schönheitsideale und ein Bild von Männlichkeit, das nur auf äußere Wirkung setzt: hart, perfekt, unangreifbar. Das ist nicht nur belastend, sondern kann auch toxisch sein – für einen selbst und für das Miteinander.
Was Looksmaxxing mit deinem Kopf macht
📱 Ständiger Vergleich = Dauerstress
In den sozialen Medien sieht man meistens nur die halbe Wahrheit – oft stark bearbeitet. Das kann schnell zu dem Gefühl führen, selbst nicht zu genügen.
🧐 Fragwürdige Ansichten
Einige Looksmaxxing-Foren verbreiten extreme Meinungen. Zum Beispiel, dass nur gutes Aussehen zählt und Charakter egal sei. Das ist nicht nur irreführend, sondern auch gefährlich.
💉 Eingriffe mit Folgen
Wenn Selbstoptimierung zum Zwang wird, kann das körperlich und seelisch belastend sein – vor allem, wenn man sich zu drastischen Veränderungen drängen lässt.
Was du wissen solltest
💡 Du musst dich nicht verändern, um wertvoll zu sein. Jeder Mensch ist anders – und das ist gut so.
💡 Social Media zeigt nicht die Realität. Viele Bilder sind bearbeitet. Sie zeigen nicht, wie echte Menschen aussehen.
💡 Es ist okay, auf dich zu achten – solange es DIR damit gut geht.
💡 Schönheit ist vielfältig. Es gibt nicht nur ein Ideal – was Menschen attraktiv finden, ist ganz unterschiedlich.
💡 Was dich besonders macht, geht weit über dein Äußeres hinaus. Ausstrahlung, Humor, Persönlichkeit – all das zählt genauso (wenn nicht mehr).
Mehr zum Thema findest du in unserem Ratgeber zu Schönheitsidealen.
Dort klären wir auf, wie man mit Online-Druck besser umgehen kann und warum Vielfalt schöner ist als jedes Filtergesicht.

Zwischen Selbstliebe und Selbstdruck – so findest du dein Gleichgewicht
Denkanstöße, die dir helfen können – ganz ohne Schönheitswahn:
- Frag dich nicht, was du verändern solltest – sondern: Was magst DU an dir?
- Schau dir deinen Social Media Feed bewusst an: Welche Inhalte stärken dich – und welche verunsichern dich eher? Du darfst dir erlauben, belastenden Profilen zu entfolgen.
- Such dir Vorbilder, die natürlich, offen und humorvoll mit sich umgehen. Es gibt viele tolle Creator:innen, die sich mit gesunden Körperbildern, Selbstwert und Bodypositivity beschäftigen und positiven Content gestalten.
- Vergiss nicht: Niemand sieht jeden Tag aus wie auf seinem besten Selfie. Auch nicht die Leute mit 100k Follower:innen.
Du fühlst dich belastet oder verunsichert?
Wenn dich das Thema Schönheitsideale, Bodyshaming oder Social-Media-Druck beschäftigt oder du mit anderen Herausforderungen im Internet konfrontiert bist, kannst du dich jederzeit vertraulich und kostenlos an unsere JUUUPORT-Scouts wenden.
🔍 Looksmaxxing Check-up
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🆘 Brauchst du Hilfe?
Falls du oder jemand, den du kennst, unter extremer Körperunzufriedenheit leidet oder sich in toxischen Online-Communities verliert, gibt es Hilfe!
Anlaufstellen:
• JUUUPORT.de - Beratung von Jugendlichen für Jugendliche
• Nummer gegen Kummer: 116 111
• Oder sprich mit Vertrauenspersonen!